als Cholinbitartrat
Was ist das?
Cholin stellt für den Menschen einen lebensnotwendigen Nährstoff dar, der in zahlreichen Nahrungsmitteln vorkommt. Früher wurde das Biomolekül den Vitaminen zugeordnet und erhielt die Bezeichnung Vitamin B4. Heutzutage zählt Cholin – wie der „Muskelzucker“ Inosit – zu den vitaminähnlichen Substanzen.
Unter anderem dient Cholin als Ausgangsstoff für die körpereigene Produktion des Neurotransmitters Acetylcholin, der wichtige Aufgaben im Gehirn und im Nervensystem wahrnimmt.
Acetylcholin ist unter anderem für Stimmung, Gedächtnis und Muskelkontrolle verantwortlich.1 Unser Körper kann Cholin in der Leber selbst synthetisieren. Als Voraussetzung dafür benötigen wir ausreichende Mengen an Methionin und Folsäure. Aufgrund der weitverbreiteten Unterversorgung mit Folsäure sind die meisten Menschen in Deutschland fast ausschließlich auf die Zufuhr von Cholin über die Nahrung angewiesen.

Cholin trägt bei
- zu einem normalen Homocystein-Stoffwechsel
- zu einem normalen Fettstoffwechsel
- zur Erhaltung einer normalen Leberfunktion
Warum verwenden wir es?
Im Gegensatz zu anderen B-Vitaminen wie Folsäure und Vitamin B12 wurde Cholin bisher kaum wissenschaftlich untersucht. Vor allem für schwangere Frauen und heranwachsende Kinder wären klinische Studien wünschenswert.
Cholin spielt eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung des Gehirns ungeborener Kinder. Ein Defizit während der Schwangerschaft kann zu sogenannten Neuralrohrdefekten führen. Mit diesem Begriff bezeichnen Ärzte schwere körperliche Missbildungen des Embryos.
Dazu gehören der offene Rücken (Spina bifida) und die Anenzephalie, bei der das Großhirn teilweise oder ganz fehlt. Erhalten Säuglinge zu wenig Cholin über die Muttermilch, besteht zudem die Gefahr einer Unterentwicklung der geistigen Fähigkeiten.2


Wie viel brauchen Kinder davon?
Bisher gibt es keine Zufuhr-Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die den Nährstoff Cholin betreffen. Im Jahr 2016 veröffentlichte die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) angemessene Tagesmengen für die Aufnahme von Cholin. Die meisten Ernährungsexperten betrachten sie als Richtwerte auch für Deutschland.
- Säuglinge
- 7 bis unter 12 Monate: 160 mg
- Kinder und Jugendliche
- 1 bis 3 Jahre: 140 mg
- 4 bis 6 Jahre: 170 mg
- 7 bis 10 Jahre: 250 mg
- 11 bis 14 Jahre: 340 mg
- Erwachsene
- Männer: 400 mg
- Frauen: 400 mg
- Schwangere: 480 mg
- Stillende: 520 mg
15 bis unter 17 Jahre: 400 mg
Von der EFSA empfohlene tägliche Cholin-Zufuhr, Stand 12/2019.3
Bei keiner deutschen Ernährungsstudie wurde bisher die Versorgung der Bevölkerung mit Cholin erfasst. Anders sieht die Situation in den USA aus. Im Rahmen der nationalen Datenerhebung NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey) aus den Jahren 2009 bis 2012 bestimmten amerikanische Wissenschaftler den Cholin-Status von insgesamt 16809 Erwachsenen und Kindern.
Demnach erreicht mehr als die Hälfte (54,6 Prozent) der Kinder zwischen 4 und 8 Jahren nicht die offiziell empfohlenen Tagesmengen. Bei den älteren Kindern und Jugendlichen ist die Nährstoffversorgung noch schlechter: 91 Prozent der 9- bis 13-Jährigen sowie 98,2 Prozent der Jugendlichen von 14 bis 18 Jahren weisen eine Unterversorgung mit Cholin auf.4
Da von der Nationalen Gesundheitsbehörde der USA (NIH) etwas höhere Referenzwerte herausgegeben werden, lassen sich diese Ergebnisse nicht eins zu eins auf deutsche Kinder übertragen. Für 4- bis 8-Jährige liegt die empfohlene tägliche Cholin-Aufnahme bei 250 Milligramm; bei Kindern im Alter von 9 bis 13 Jahren sind es 375 Milligramm.1
Die unterschiedlichen Empfehlungen von EFSA und NIH relativieren keineswegs die Erkenntnisse aus der NHANES-Studie. Legt man die niedrigeren Werte der EFSA zugrunde, lässt sich immer noch eine dramatische Unterversorgung der amerikanischen Bevölkerung mit Cholin nachweisen.
Wo ist es enthalten?
Cholin kommt in zahlreichen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vor. Die enthaltenen Mengen sind jedoch häufig so gering, dass sie bei der täglichen Nährstoffversorgung nicht ins Gewicht fallen. Zu den besten Cholinlieferanten zählen Fleisch, Fisch und Eier.
Fleisch & Fisch (pro 100 Gramm)
- Rinderleber – 418,2 mg
- Schweineleber – 301,6 mg
- Hühnerleber – 289,8 mg
- Hering – 179,4 mg
- Hühnerherz – 159,9 mg
- Schinkenspeck – 124,9 mg
- Aal – 112,7 mg
- Schweinefleisch – 108,2 mg
- Schinken – 101,9 mg
- Lamm – 96,4 mg
- Salami – 93,5 mg
- Seelachs – 91,6 mg
- Kabeljau – 83,6 mg
- Truthahn – 82,5 mg
- Rindfleisch – 79,3 mg
Milchprodukte & Eier (pro 100 Gramm)
- Hühnereigelb – 820,5 mg
- Hühnerei – 293,8 mg
- Wachtelei – 263 mg
Gehalt an Cholin in ausgewählten Lebensmitteln.5
Ein mittelgroßes Frühstücksei deckt den Tagesbedarf an Cholin für einen 4- bis 6-Jährigen. Mittags eine kleine Portion Rinderleber (60 Gramm) mit einer beliebigen Beilage genügt ebenfalls, damit Kinder zwischen 7 und 10 Jahren den Referenzwert der EFSA erreichen.
Quellen anzeigen
[2] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5579632/
[3] https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2016.4484
[4] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26886842
[5] http://www.vitalstoff-lexikon.de/Weitere-Vitalstoffe/-Phosphatidyl-Cholin/Lebensmittel.html