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Artikel: Probiotika für Kinder und ihre Darmflora

Probiotika für Kinder

Probiotika für Kinder und ihre Darmflora

Unsere Darmflora stellt ein überaus komplexes System mit einer riesigen Zahl von Mikroorganismen dar. Sogenannte Probiotika unterstützen unseren Körper bei seinen zahlreichen Aufgaben.

In diesem Artikel erklären wir Dir,
  1. was Probiotika sind und weshalb sie besonders für Kinder eine große Bedeutung haben
  2. wie unsere Ernährung die Ansiedlung von Probiotika im Darm beeinflusst
  3. warum der Vitamin D Status dabei eine ganz entscheidende Rolle spielt

Was verstehen Ärzte unter dem Begriff Probiotika?

Der menschliche Darm wird von 1000 bis 1400 verschiedenen Bakterienstämmen besiedelt. Stuhluntersuchungen zeigen, dass der Dickdarm zehn Mal so viele Bakterien enthält, wie unser Körper Zellen besitzt. Salopp gesprochen sind wir in unserem eigenen Organismus deutlich in der Unterzahl.

Zwischen den Millionen von Mikroorganismen und dem menschlichen Körper besteht eine Symbiose: Wir sorgen für die Ernährung der nützlichen Helfer und im Gegenzug übernehmen sie wichtige Funktionen, um unsere Gesundheit zu erhalten.

Biologen bezeichnen die Bakterienbesiedlung auch als Darmmikrobiota (umgangssprachlich auch Darmflora genannt). Die Mikroorganismen werden grob in zwei Gruppen eingeteilt: gesundheitsfördernde Bakterien (Probiotika) und fäulnisbildende, gesundheitsgefährdende Bakterien (Colibakterien).

Der Ausdruck Probiotika stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt: für das Leben. Im Gegensatz dazu weist die Bezeichnung Antibiotika darauf hin, dass ein solches Mittel gegen das Leben gerichtet ist.

Neben anderen Bakterienstämmen gehören vor allem die Bifido- und Lactobakterien zur Gruppe der Probiotika. Diese Mikroorganismen zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Magensäure und den Verdauungsprozess im Dünndarm in größeren Mengen überstehen und den Dickdarm unbeschadet erreichen.

Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Darmflora noch nicht vollständig entwickelt. Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Anzahl der Bakterien immer weiter an.

Warum brauchen Kinder Probiotika?

Unsere Darmflora nimmt wesentliche Aufgaben im Körper wahr. Einerseits bilden die Bakterien auf der Darmschleimhaut eine Barriere für gefährliche Krankheitserreger, die über die Ernährung in den Verdauungstrakt gelangen. Diese Eigenschaft wird von Biologen als Kolonialresistenz genannt.

Eine weitere wichtige Funktion der Darmbakterien besteht in der Unterstützung des Verdauungsvorgangs. Der Orthopäde Dr. Nicolas Gumpert erklärt die Zusammenhänge:

„Die Bakterien im Darm sind an der Aufnahme verschiedener Vitamine beteiligt. In diesem Zusammenhang spielen vor allem Vitamin B1, Vitamin B2, Vitamin B6, Vitamin B12 und Vitamin K eine entscheidende Rolle. Ohne eine intakte Darmflora kann ein Großteil dieser Vitamine nicht oder nur unzureichend über die Darmschleimhaut aufgenommen werden.“1

Laut eines Artikels, der im Deutschen Ärzteblatt im Jahr 2017 veröffentlicht wurde, sorgt unsere Darmflora ebenfalls für die Modulation des Immunsystems.2

Der Ausdruck Modulation bedeutet, dass gesunde Darmbakterien einen wichtigen Einfluss auf unsere körpereigenen Abwehrreaktionen haben. Darüber hinaus trainieren die kleinen Helfer im Darm immer wieder das menschliche Immunsystem.

Kind mit Fieber

Weitere Aufgaben von Probiotika

  • Sie stellen Milchsäure und andere organische Säuren her
  • verhindern, dass allergieauslösende Stoffe (Allergene) die Darmwand durchqueren und in die Blutbahn gelangen und
  • produzieren Biomoleküle, die das Wachstum von Fäulnisbakterien hemmen

Nach Angaben eines britischen Forschungsteams gibt es immer mehr Belege dafür, dass eine Fehlbesiedlung des Darms (Dysbiose) mit der Entstehung verschiedener Krankheiten in Verbindung gebracht werden kann. Dazu zählen Asthma, Allergie, Zöliakie sowie chronisch entzündliche Darmerkrankungen.3

Eine Übersichtsarbeit amerikanischer Wissenschaftler der Emory University in Atlanta aus dem Jahr 2016 belegt die große Bedeutung der Darmflora für die Entwicklung von Kindern. Demnach beeinflussen Probiotika nicht nur das Hormonsystem, das Nervensystem und die körpereigene Abwehr, sondern verringern auch das Risiko, im späteren Leben an Autismus zu erkranken.4

Was für eine Rolle spielt die Ernährung?

Entscheidend für die Ansiedlung von Bakterienstämmen ist das sogenannte Darmmilieu. Heilpraktiker und Ärzte mit Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren verstehen darunter die Verhältnisse, die im Verdauungstrakt herrschen.

Wenn Dein Kind überwiegend Fast Food, zuckerhaltige Limonaden, Weißmehlprodukte und verarbeitete Nahrungsmittel wie Pizza konsumiert, fühlen sich fäulnisbildende Bakterien richtig wohl. Gesunde Probiotika hingegen werden aus dem Darm vertrieben.

Beim Verzehr von Präbiotika und ballaststoffreichen Lebensmitteln wird das Milieu auf positive Weise verändert. Als Folge vermehren sich die gesunden Darmbakterien und drosseln das Wachstum gesundheitsgefährdender Mikroorganismen. Unter dem Begriff Präbiotika verstehen Ernährungswissenschaftler Nahrungsbestandteile wie langkettige Zucker, die für den Menschen unverdaulich sind aber den Probiotika als Nahrung dienen.

Um das Darmmilieu zu verbessern, eignen sich für Kinder folgende Lebensmittel:

  • Vollkornprodukte aus Roggen und Hafer
  • Buttermilch, Joghurt, Kefir
  • fermentierte Nahrungsmittel (Sauerkraut)
  • Nüsse, Hülsenfrüchte und Samen
  • Knoblauch, Zwiebeln, Chicorée, Wurzelgemüse, Papaya, Bananen und Äpfel

Welchen Einfluss hat Vitamin D auf die Darmflora?

Mehrere aktuelle Forschungsarbeiten zeigen einen engen Zusammenhang zwischen dem Vitamin D Status des Körpers und der Zusammensetzung der Darmflora auf. In einem Tierversuch mit Mäusen kamen amerikanische Wissenschaftler der Pennsylvania State University zu folgendem Schluss: „Unsere Daten zeigen, dass Vitamin D das Darmmikrobiom reguliert. Ein Vitamin D Mangel führt zu einer Dysbiose, die eine größere Anfälligkeit für Entzündungen im Darm zur Folge hat.5

Dieses spektakuläre Ergebnis konnte von Ärzten der Emory University School of Medicine in Atlanta bestätigt werden: „Unsere Studie deutet darauf hin, dass eine Unterversorgung mit Vitamin D mit Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmflora einhergeht, die Entzündungen fördern können. Eine Vitamin D Supplementierung kann die Zusammensetzung der Darmflora positiv beeinflussen.“6

Kind in der Sonne

Im Januar 2020 veröffentlichten amerikanische Forscher des Boston University Medical Center eine Studie mit 20 gesunden Erwachsenen, die eine Unterversorgung mit Vitamin D aufwiesen (25(OH)D unter 30 ng/ml). Die Probanden wurden in drei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe erhielt für acht Wochen täglich 600 IE (Internationale Einheiten) Vitamin D3 pro Tag; die anderen Probanden verwendeten jeden Tag 4.000 IE beziehungsweise 10.000 IE Vitamin D3.

Zu Beginn und am Ende der Studie entnahmen die Wissenschaftler Stuhlproben und bestimmten daraus die Zusammensetzung der Darmflora. Ihr Ergebnis: „Eine erhöhte Konzentration von 25(OH)D war mit einer Zunahme der nützlichen Darmbakterien und einer Abnahme pathogener (krankmachender) Bakterien verbunden. Nach einer Vitamin D3 Supplementierung wurde eine dosisabhängige Zunahme von Bakterien beobachtet, die mit einer geringeren Entzündungsneigung einherging.“7

Wann lohnt es sich für Kinder, Probiotika einzunehmen?

Gesunde Sprösslinge brauchen normalerweise keine zusätzlichen Darmbakterien, die es unter der Bezeichnung Probiotika in Apotheken oder im Internet zu kaufen gibt. Eine ausgewogene Ernährung mit einem hohen Anteil an Ballaststoffen und Präbiotika reicht vollkommen aus, damit sich eine gesunde Darmflora entwickelt.

Anders sieht die Situation aus, wenn Deine Kinder häufig erkältet sind, immer wieder Ohrenschmerzen bekommen oder an einer Allergie leiden. In diesen Fällen kann die Anwendung von Probiotika einen positiven Effekt haben.

Wie eine Übersichtsarbeit von Forschern des Trinity College Dublin aus dem Jahr 2020 belegt, haben Darmbakterien einen wesentlichen Einfluss auf die normale Funktion des Immunsystems. Bei der Entstehung von Krankheiten des Magen-Darm-Trakts und der Lunge, aber auch an anderen Stellen im Körper, einschließlich des Gehirns, spielen sie eine wichtige Rolle.8

Aus diesem Grund kann die Einnahme gesunder Bakterien:

  • bei Säuglingen Koliken lindern9, 10
  • Durchfälle während einer Behandlung mit Antibiotika unterbinden11
  • die Dauer von Durchfallerkrankungen deutlich reduzieren12
  • eine Ansteckung von Säuglingen mit den gefährlichen Rotaviren verhindern13
  • das Ausmaß und die Häufigkeit von Mittelohrentzündungen verringern14
  • den Verlauf von Allergien und Neurodermitis günstig beeinflussen15
Hinweis: In dieser Aufzählung haben wir die wesentlichen Ergebnisse der zitierten Studien in einem Halbsatz zusammengefasst. Wer es genau wissen will, findet die Aussagen der Wissenschaftler in dem jeweiligen Abstract (Zusammenfassung).

    Fazit

    Aktuelle Forschungsarbeiten zeigen, dass mehrere Faktoren für den Aufbau einer gesunden Darmflora bei Kindern verantwortlich sind. Neben dem Vitamin D Status spielt vor allem die Ernährung eine wesentliche Rolle.

    Um die Ansiedlung gesunder Probiotika zu unterstützen, gehst Du am besten folgendermaßen vor:
    1. Den Vitamin D Status bestimmen lassen.
    2. Durch den Aufenthalt in der Sonne, zwei bis drei Fischmahlzeiten in der Woche und ein geeignetes Nahrungsergänzungsmittel die Vitamin D Konzentration im Blut anheben. Optimalerweise sollte der 25(OH)D bei 45 bis 60 ng/ml liegen.16
    3. Die Ernährung umstellen: Ein hoher Anteil an Ballaststoffen und Präbiotika sorgt für ein optimales Milieu im Darm.

    Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, kann Dein Kind zusätzlich ein Probiotika-Präparat aus der Apotheke einnehmen. Um das richtige Mittel auszuwählen, wendest Du Dich am besten an den Kinderarzt oder einen Heilpraktiker.

    Quellenangaben

    [1] https://www.dr-gumpert.de/html/bakterien_darm.html
    [2] Siegmund-Schultze N. Onkologie: Krebstherapie, Immunsystem und Mikrobiom – das künftige Triumvirat. Dtsch Arztebl 2017;114(45):A-2100 / B-1768 / C-1726.
    [3] https://www.aerzteblatt.de/archiv/194466/Onkologie-Krebstherapie-Immunsystem-und-Mikrobiom-das-kuenftige-Triumvirat
    [4] https://www.oege.at/index.php/bildung-information/ernaehrung-von-a-z/1777-probiotika-und-praebiotika
    [5] Carding S et al. Dysbiosis of the gut microbiota in disease. Microbial Ecology in Health and Disease 2015 Feb;26:10.3402/mehd.v26.26191.
    [6] Ray A, Dittel BN. Interrelatedness between dysbiosis in the gut microbiota due to immunodeficiency and disease penetrance of colitis.. Immunology. 2015 Nov;146(3):359-68.
    [7] Yang I et al. The Infant Microbiome: Implications for Infant Health and Neurocognitive Development. Nurs Res. 2016 Jan-Feb;65(1):76-88.
    [8] Ooi JH et al. Vitamin D regulates the gut microbiome and protects mice from dextran sodium sulfate-induced colitis. J Nutr. 2013 Oct;143(10):1679-86.
    [9] Kanhere M et al. Bolus Weekly Vitamin D3 Supplementation Impacts Gut and Airway Microbiota in Adults With Cystic Fibrosis: A Double-Blind, Randomized, Placebo-Controlled Clinical Trial. J Clin Endocrinol Metab. 2018 Feb 1;103(2):564-574.
    [10] Gominak SC. Vitamin D deficiency changes the intestinal microbiome reducing B vitamin production in the gut. The resulting lack of pantothenic acid adversely affects the immune system, producing a "pro-inflammatory" state associated with atherosclerosis and autoimmunity. Med Hypotheses. 2016 Sep;94:103-7.
    [11] Charoenngam N et al. The Effect of Various Doses of Oral Vitamin D3 Supplementation on Gut Microbiota in Healthy Adults: A Randomized, Double-blinded, Dose-response Study. Anticancer Res. 2020 Jan;40(1):551-556.
    [12] Fitzgibbon G, Mills KHG. The microbiota and immune-mediated diseases: Opportunities for therapeutic intervention. Eur J Immunol. 2020 Jan 28.
    [13] Savino F et al. Lactobacillus reuteri (American Type Culture Collection Strain 55730) versus simethicone in the treatment of infantile colic: a prospective randomized study. Pediatrics. 2007 Jan;119(1):e124-30.
    [14] Savino F et al. Lactobacillus reuteri DSM 17938 in infantile colic: a randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Pediatrics. 2010 Sep;126(3):e526-33.
    [15] Goldenberg JZ et al. Probiotics for the prevention of Clostridium difficile-associated diarrhea in adults and children. Cochrane Database Syst Rev. 2017 Dec 19;12:CD006095.
    [16] Wiley-Blackwell. Probiotics shorten diarrhea episodes, review suggests. ScienceDaily, 2010 November 10.
    [17] Saavedra JM et al. Feeding of Bifidobacterium bifidum and Streptococcus thermophilus to infants in hospital for prevention of diarrhoea and shedding of rotavirus. Lancet 1994 Oct 15;344(8929):1046-9.
    [18] Skovbjerg S et al. Spray bacteriotherapy decreases middle ear fluid in children with secretory otitis media. Archives of Disease in Childhood 2008 Sep;94(2):92-8.
    [19] Kim HK et al. Probiotic supplementation influences faecal short chain fatty acids in infants at high risk for eczema. Beneficial Microbes 2015 November;6(6):1-8.
    [20] Hufnagl K et al. Dysbiosis of the gut and lung microbiome has a role in asthma. Semin Immunopathol. 2020 Feb 18.
    [21] Barcik W et al. The Role of Lung and Gut Microbiota in the Pathology of Asthma. Immunity. 2020 Feb 18;52(2):241-255.
    [22] Salameh M et al. The role of gut microbiota in atopic asthma and allergy, implications in the understanding of disease pathogenesis. Scand J Immunol. 2020 Mar;91(3):e12855.
    [23] https://www.wowtamins.de/vitamin-d-mangel-bei-kindern/

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